Space Dandy.. schon wenn man sich den Namen dieser Serie im ersten Vorspann auf der Zunge zergehen lässt, wird klar, dass man die folgenden Minuten nicht allzu ernst und mit Humor nehmen sollte. Die gleichnamige Hauptfigur, ist schlicht und ergreifend ein Dandy im Weltraum. Also jemand, der viel Mühe darauf verwendet bei allem was er tut cool auszusehen. Eine Prämisse, die einem Anime durchaus gut tut, da doch jeder unserer Lieblings-Animehelden doch im Prinzip 50% der Zeit damit verbringt, „unfreiwillig“ cool zu posieren und im Kampf lässig auszusehen.
So entlarvend wie seine Hauptfigur, zieht Shinichiro Watanabe seine gesamte Story auf, die sich etwa so zusammenfassen lässt: Space Dandy ist mit seinen Sidekicks, dem outdateten Roboter QT und dem katzenhaften Alien Meow, als Alienjäger unterwegs, um für bisher unentdeckte Außerirdische saftige Prämien zu kassieren. Geld, dass er in erster Linie damit verjubelt, dass er in Filialen der „Brestaurant“-Kette BooBies herumhängt (eine Art Hooters im Weltraum), wo ausschließlich gut gebaute Superbabes bedienen dürfen (FSK 12).
Währenddessen tobt, von den Protagonisten vollständig ignoriert, ein Krieg zwischen zwei Imperien um die Vorherrschaft im Universum. Der Befehlshaber des Gogol-Imperiums ist indes der Auffassung, dass Dandy eine Art Auserwählter ist, der den Kriegsverlauf entscheidend beeinflussen wird und versucht, ihm habhaft zu werden.
Schon in diesem Kurztext sind kaum zählbare Klischees eingebaut, die Watanabe durchaus mit Kalkül eingebaut hat. Mal nimmt er den Hang der Otakus für „Fanservice“ aufs Korn, indem er seinen Hauptcharakter noch vor der offiziellen Einleitung in die erste Folge über Brüste und Ärsche schwadronieren lässt, mal persifliert er das Thema des „Auserwählten“, indem er seinen Hauptcharakter aus Gründen, die offenbar niemand so wirklich kennt jagen lässt, wobei die Bösewichte sich an den Tweets der Protagonisten orientieren können, die ihnen zuverlässig die Aufenthaltsorte der Party verraten. Space Dandy strotzt nur so von selbstreferentiellem Humor und popkulturellen Anspielungen.
Space Dandy ist also ein kurzweiliger Spaß und dürfte eigentlich kaum anecken, wenn es nicht 2 Punkte gäbe, die vielen Animefans sauer aufstoßen könnten. Erstens, die Erwartungshaltung: Trotz der gemeinsamen Weltraumthematik und dem gleichen Schöpfer, sind Space Dandy und das ikonische Cowboy Bebop komplett verschiedene paar Schuhe und sollten nicht im Mindesten miteinander verglichen werden. Zweitens, das Format der Serie: Der Aufbau von Space Dandy ist etwas eigenwillig und birgt eine Handvoll Gefahren. Jede Episode ist in sich geschlossen und hat nur wenig für den roten Faden der Gesamtstory beizutragen.
Das bedeutet auch, dass die Ereignisse einer Folge keine Konsequenzen für kommende Episoden haben. So kann man völlig spoilerfrei niederschreiben, dass am Ende der ersten Episode die gesamte Besatzung stirbt und in der zweiten Episode wieder quitschfidel das nächste Abenteuer angeht, um der gähnenden Leere in Dandys Geldbörse beizukommen.
Die Story kann also nicht als Zugpferd dienen. Dafür muss der gelungene, stellenweise (gewollt) platte Humor herhalten sowie die Anspielungen auf andere große Franchises des Genres und die Popkultur (Das Gogol-Imperium versucht Dandy mithilfe ihres Programms „Galaxy-Street-View“ zu orten).
Dazu kommt jedoch noch das audiovisuelle Erlebnis, das Extraklasse darstellt. Space Dandy kann einen tollen Soundtrack vorweisen, der mit der Action auf dem Fernseher schritthalten kann. Gestochen scharf und sehr detailverliebt, fliegen die cinematisch inszenierten Episoden nur so an uns vorbei und können wirklich unterhalten! Die japanischen Sprecher machen einen gewohnt sehr guten Job und sind naturgemäß der deutschen Lokalisierung vorzuziehen, die ihrerseits jedoch auch toll gelungen ist.
Space Dandy ist eine Serie für Zwischendurch geworden, die man sich ansieht, wenn man mal wieder Bock auf den charismatischen Blender von Protagonist hat, oder einfach mal wieder 22 Minuten Wahnsinn erleben möchte. Zu diesem Zweck ist die Nonsens-Komödie absolut zu empfehlen. Wer jedoch eine zusammenhängende, epische Story und tiefgreifende Charakterentwicklung erwartet, der kann nur enttäuscht werden und sollte die Finger vom Dandy und seiner Haartolle lassen.